Trinkwasser gilt als natürliche, lebenswichtige Ressource für die Gesundheit der Bevölkerung, für Wirtschaft und Umwelt

 

DIE STÖRFAKTOREN

  • LANDWIRTSCHAFTLICHE PRAKTIKEN

Diese werden gerne als erstes genannt. Selbstverständlich führt der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden in der Landwirtschaft zu einer erheblichen Belastung der Gewässer. Diese Tatsache ist unbestritten. Die Landwirtschaft ist nicht nur ein bedeutender Wirtschaftszweig, die Bauer sind zudem, falls es darauf ankommen sollte, verantwortlich für die Selbstversorgung der Schweizer Bevölkerung.

NITRAT UND CHLOROTHALONIL BELASTEN DAS SCHWEIZER MITTELLAND

Ein großes, schwierig zu bewältigendes Problem stellt das Schweizer Mittelland dar. Die größten Grundwasserreserven befinden sich unter diesen Talböden. Zonen des intensiven Anbaus von Gemüse und Getreide (hauptsächlich im Kanton Solothurn angelegt). Ein vom BAFU im August 2019 veröffentlichter NAQUA-Bericht über den Zustand des Grundwassers meldete teilweise zu hohe Nitratkonzentrationen. Hof- und Mineraldünger werden dafür verantwortlich gemacht. Im Mittelland werden auch Werte von Metaboliten (Pflanzenschutzmitteln) in fast allen Grundwasserfassungen regelmäßig, wenn nicht ständig, überschritten. Teilweise bis zum 20fachen und diese Pestizide belasten letztendlich auch das Trinkwasser. Eine Million Einwohner sind dadurch direkt betroffen. Die mit dem belasteten Grundwasser gezüchteten Agrarprodukte landen jedoch bei allen auf dem Tisch.

Quelle : NAQUA-Bericht 15.08.2019

Doch Chlorothalonil (Fungizid) ist nur eines der 370 synthetischen Pestiziden, die in der Schweiz in Gebrauch sind. Allerdings wurde es am detailliertesten untersucht. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben sich schweizweit schon längst vernetzt, um gemeinsam Lösungen zu finden. Einige haben bereits auf Bio umgestellt, andere versuchen zumindest die Pestizideinsätzte zu verringern. Sicher erinnerst Du Dich an die Volksinitiative 2021, bei der es tatsächlich um "sauberes Trinkwasser" ging ? Im nächsten Abschnitt findest Du dazu ausführlichere Infos. An diesem Beispiel kann man sehen, wie diejenigen, die die Möglichkeit und die Macht haben neue Wege einzuleiten, weiterhin verantwortungslos handeln. Wie sie die alleinige Schuld auf die Landwirte zurückweisen und somit nicht nur eben diese im Stich lassen, sondern die gesamte Bevölkerung.

  • DIE INDUSTRIE

In der Schweiz ein heikles Thema. Natürlich handelt es sich hier um einer der größten Wirtschaftszweige des Landes. Was wäre die Schweiz ohne die weltweit liefernden Konzerne (die übrigens nicht nur in Basel am Rhein ihre Standorte haben) ? Wir alle wissen, dass industrielle Prozesse chemische Substanzen im Abwasser zur Folge haben und somit in hohem Masse zur Verschmutzung der Gewässer beitragen.

Doch selbst für Behörden ist es schwierig, Herstellern von problematischen Schadstoffen Einhalt zu gebieten. Diese wehren sich oft massiv indem erst einmal alles abgestritten wird, eventuelle Gegenstudien in Auftrag gegeben und / oder rechtliche Schritte eingeleitet werden, um Zeit zu gewinnen.

DIE SCHWEIZ BESORGT UM IHR BLAUES GOLD

Bekannt ist sie als WASSERSCHLOSS EUROPA'S. Sofort hat man das Bild von reinen Alpenquellen vor Augen, die ungehindert durch unberührte Natur zum Tal hinunter plätschern. Tatsächlich entspringen nicht nur der Rhein und die Rhone hier ihren Quellen, auch viele andere europäische Flüsse werden durch schweizer Bäche und Seen genährt, wie z.B. der Po, die Donau und der Etsch. DIE WASSERRESERVEN, die hauptsächlich in den schweizer Seen und im Grundwasser bestehen und durch die winterlichen Niederschläge aufgefüllt werden, SIND NICHT DAS PROBLEM. SORGEN BEREITET EHER DIE QUALITÄT DES TRINKWASSERS. 

 

 

Chlorothalonil ist ein gutes Beispiel dafür. Der Agrochemiekonzern Syngenta hat heftig bestritten, dass der Stoff krebserregend sei und erlangte die Entfernung eines entsprechenden Hinweises an die Landwirtschaft bis zum definitiven Bundesgerichtsentscheid.

Aber auch über Glyphosat wird immer wieder gesprochen, nicht nur in der Schweiz.

Lese dazu gerne unseren Beitrag unter "POLITIK / Was sagen Experten".

  • KLIMAWANDEL

STARKREGEN UND TROCKENPERIODEN

Durch veränderte Niederschlagsmuster, Starkregen aber auch längere Trockenperioden hat der Klimawandel klare Auswirkungen auf die Qualität des Trinkwassers. Häufige starke Regenfälle verursachen die Erosion von Böden und Sedimenten, womit mehr Giftstoffe in die Gewässer gelangen. In Trockenperioden sind es die Flüsse und Seen die aufgrund des geringeren Wasserdurchflusses mit höheren Konzentrationen  von Schadstoffen belastet werden. Höhere Temperaturen fördern das Wachstum von Mikroorganismen wie Algen und Bakterien. Ein übermäßiges Wachstum solcher Organismen kann zu Algenblüten führen, die die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen können, indem sie Toxine produzieren, den Geschmack und Geruch des Wassers verändern.

GLETSCHERSCHMELZE

Die Schweiz verfügt über wichtige Trinkwasserreserven in ihren Alpen-Gletschern. Die zunehmende Gletscherschmelze verändert jedoch die Menge und Qualität des verfügbaren Trinkwassers. Schmelzwasser enthält mehr Sedimente und mineralische Verunreinigungen, was die Wasserqualität natürlich beeinträchtigt.

VERSCHIEBUNG DER VEGETATIONSZONEN

Durch den Klimawandel kommt es zu einer Verschiebung der Vegetationszonen, die Auswirkungen auf die Bodenerosion hat. Wie bereits oben beschrieben, bedeutet Erosion durchlässige Böden. Also auch hier kommt es dadurch zu höheren Konzentrationen von Schadstoffen in Gewässern. 

Volksabstimmung 2021

Am 13. Juni 2021 hat das schweizer Volk über die "Volksinitiative für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung - Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz" abgestimmt.

Das stand auf dem Spiel

Die von verschiedenen Umwelt- und Landwirtschaftsorgani- sationen unterstützte Initiative sollte die Agrarpolitik der Schweiz reformieren, um den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika zu reduzieren und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Der schweizer  Bundesrat und das Parlament lehnten die Initiative von vornherein ab : die Versorgungssicherheit, also die Möglichkeit der Landwirte das Volk in Krisensituationen eigenständig (ohne Importe) zu versorgen, würde be- einträchtigt. Zu weiteren Argumenten gehörten Preisanstieg für Lebensmittel, Wettbewerbsnachteil, Verletzung von internationalen Handels- abkommen.

Resultat

Eine große Mehrheit der Schweizer lehnte die Initiative ab :

61,3 % dagegen

38,7 % dafür

Obwohl die Initiative breite Unterstützung für Umwelt- und Gesundheitsfragen mobilisierte, wurde sie von vielen Landwirten und Wirtschaftsverbänden kritisiert, die Bedenken  bezüglich der Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion äußerten.

 

Sind einzig und allein die Bauern Schuld ?

Auffällig erscheint uns, dass sich die Kampagnen vor der Abstimmung hauptsächlich um die Probleme in der Landwirtschaft drehten. Die Initianten behaupteten z.B. in ihren Erklärvideos, die schweizer Bauern seien immerhin dazu verpflichtet nachhaltig zu produzieren, würden dies überwiegend aber eben nicht tun.

Tatsächlich gibt es verschiedene Gesetze und Vorschriften, die darauf abzielen, auch in der Landwirtschaft Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu fördern. Es gibt jedoch kein spezifisches schweizer Gesetz, das die Landwirte ausdrücklich dazu verpflichtet. Natürlich tragen die Bauern auch Verantwortung für schadstoff- belastetes Trinkwasser, das wissen sie auch selber. 

Schon seit Jahren vereinen sich immer mehr unter ihnen, um gemeinsam diese Problematik anzugehen und Lösungen zu finden.

Fazit

Wir alle kennen die Auswirkungen, die chemische Substanzen auf unsere Flüsse, unser Trinkwasser, unsere Lebensmittel und somit auf unsere Gesundheit haben. Selbstverständlich müssen wir uns von diesen Giften befreien. Aber ist es richtig, sich ausschließlich gegen die Landwirte zu richten, die letztendlich nicht einzig und allein die Verantwortung für den komplexen Verunreinigungs- kreislauf tragen ? Können wir verlangen, dass nur sie Veränderungen vornehmen müssen ? Hat man sich mit dieser Initiative an alle "Verursacher" gewendet ?

Zum Vergleich

was jährlich den Rhein hinunter fließt :

  • 64,8 t Industrie / Haushaltschemie
  • 19,8 t künstl. Süssstoffe
  • 16,9 t Arzneimittel
  • 0,9 t Pflanzenschutzmittel

Quelle : 6 Fakten zur TrinkwasserInitiative / diegruene.ch https://bit.ly/3UCAfZ6

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